Arbeitskreis Einkauf: Welt aus den Fugen – Märkte im Wandel

vom Juni 7, 2022

Mit einer hohen Resonanz, die deutlich über den üblichen harten Kern des Arbeitskreises Einkauf hinaus ging, traf sich der Arbeitskreis Einkauf im Februar 2022 zur virtuellen Sitzung. Dies verwundert nicht angesichts des Themen-Schwerpunktes der Veranstaltung. Dimitrios Koranis, Koranis Purchasing Solutions, skizzierte und analysierte die gegenwärtigen Krisen auf den Märkten Kunststoff, Energie, Logistik und die Frage, wie hier eine neue Normalität aussehen kann. Die in der hoch informativen Veranstaltung entworfenen Gedankenspiele und Szenarien verdienen eine ausführliche Zusammenfassung.

Webkonferenz - Trends der Kunstsoff-verarbeitung

Was haben die Marktteilnehmer als Nächstes zu erwarten? Zumindest konnte Dimitrios Koranis dahingehend beruhigen, dass sich auch nach den Krisenjahren 2008 / 2009 und 2010 oder auch um die Jahrtausendwende die Situation wieder einpendelte.

Als gemeinsames Muster der Krisensituationen lässt sich erkennen, so der Experte, dass extreme Turbulenzen zu einem Peitscheneffekt mit hoher Volatilität führen, der in einem Korridor ausläuft und sich dann auf höherem Niveau stabilisiert. Dies gilt für den Strompreis, dessen extreme Preisentwicklung durch den extremen Tiefstand bei der Erzeugung grüner Energie im abgelaufenen Jahr hervorgerufen wurde. Gleiches gilt für die Logistik, wo die Containerpreise ins Maßlose zu schießen drohten. Diese nicht mehr originären Preise sprengen jedes Kostenniveau und entstehen über den Marktmechanismus von Angebot und Nachfrage.

Auf dem Kunststoffmarkt existierten bei Thermoplasten bereits vor der Pandemie strukturelle Probleme, dazu kommen ein Oligopol bei den Anbietern und die Konzentration bei Vorprodukten, plus Force-Majeure-Situationen. Eine einmal wöchentliche Force-Majeure-Meldung wird die Regel werden, ohne rechtliche Basis, aber als neue Spielregeln des Verkäufermarktes ohne Ausweichmöglichkeit, so die Vorhersage des Moderators.

Die Situation im Energie-Sektor

Bei den Frachtkosten, die durch Angebotsverknappung in Relation zu der gestiegenen Nachfrage entstanden, ist vor 2023 mit keiner massiven Verbesserung zu rechnen. Der Energiemarkt, dieses große strategische Thema, definiert sich durch das Verhältnis von Angebot (installierte Leistung) und Leistung (Stromerzeugung). Der Ausbau „grüner“ Energien ist massiv gestiegen bei gleichzeitigem Abbau der Energiegewinnung aus Atomkraft und Kohle. Dieser erhöhte Anteil der „erneuerbaren“ Energien – Hauptenergiequellen Wind und Sonne mit 90 % der installierten Leistung, die aber nur unterproportional Energie erzeugten – ging einher mit einer gleichzeitigen Reduzierung der konventionellen Energien (Atomkraft und Kohle). Eine erhöhte Nachfrage bei gleichzeitiger Reduzierung der Nettoerzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien führte letztendlich zu dem Covid-Effekt von 2021, der sich in den Preiserhöhungen gegenüber 2020 ausdrückte. Auch hier werden sich die Energiepreise nach einer Preisreduzierung auf einem neuen Niveau stabilisieren, schon auch deshalb, da ab dem zweiten Quartal 2022 kaum Heizungsnachfrage bestehen wird, so die Expertenprognose.

Veranschaulicht man den Logistik Markt anhand der Knotenpunkte der international Seefrachtrouten und der dortigen individuellen strukturbedingten und physikalischen Problematik, weist Asien mit den weltweit größten Häfen eindeutig den regsten Verkehr auf – längere Transportwege werden in Zukunft hier die Regel sein.

Aktuelle Situation

Die Momentaufnahme am Sitzungstag 16. Februar wurde acht Tage später von den Ereignissen überrollt: mit dem russischen Angriff auf die Ukraine eskalierte die Situation auf den Märkten auf eine neue Stufe.

Die aktuelle Situationsanalyse von Dimitrios Koranis lesen Sie im Blogbeitrag Kunststoffmarkt – Schlimmer geht immer auf dieser Website.