STROM – Rückblick Mai 2024
Alles gleich? Oder doch anders?
Ein erster Blick auf das nackte Ergebnis – durchschnittlicher Spotpreis im Monat Mai (6,80 Ct/kWh) – würde ein Gefühl der Sicherheit erzeugen, da im Vormonat der Preis bei 6,81 Ct/kWh abschloss.
Die von allen geliebte Sicherheit wäre augenscheinlich vorhanden, und das bei dem oft missverstandenen Spotmarkt, der oft sinnbildlich für Volatilität und Unsicherheit steht. Auch in dem Zeitraum Januar bis Mai 2024 liegt man mit 6,84 Ct/kWh im Korridor.
Betrachtet man den Monatsverlauf genauer, so zeigt sich, wie so oft in der Vergangenheit, ein „V-Effekt“. Im ersten Drittel des Monats lag der Preis mit 6,77 Ct/kWh leicht unter dem Vormonat. Im zweiten Drittel sanken die Preise auf durchschnittlich 5,13 Ct/kWh, was auch die Entwicklung im Normalbetrieb widerspiegelt. Im letzten Drittel hingegen stiegen die Preise auf durchschnittlich 8,33 Ct/kWh. Diese Umkehr ist vor allem auf die Zulieferquellen (Erzeuger) zurückzuführen.
So gingen die Kohleimporte im Monatsverlauf stark zurück, da das global verfügbare Material vor allem nach Asien – insbesondere Indien, aber auch Südkorea und China – floss. Dadurch stieg der Kohlepreis auf etwa 130 USD/t (zum Vergleich: Januar etwa 100 USD/t). Nach Berichten aus dem ARA-Markt befinden sich die Kohlelagerbestände auf einem Zwei-Jahres-Tief, was ebenfalls preissteigernd wirkt. Auch die gestiegenen Emissionspreise unterstützten den Preisanstieg. Einen weiteren Beitrag leisteten die Verschiebungen bei den Gasimporten: weniger Importe aus Norwegen standen einer größeren Menge aus den USA gegenüber.
Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass die Futures für den Juni nahe am Spotpreis des Mai liegen. Der Drei-Monatskontrakt zeigt im Vergleich zu den Vormonaten leicht steigende Tendenzen, was auch als Indiz für eine erwartete höhere Nachfrage interpretiert werden kann. – teilweise saisonal bedingt (Klimaanlagen gegen die Sommerhitze), teilweise aber auch wegen einer konjunkturell bedingt höheren Nachfrage.
Die Futurepreise für das Jahr 2025 lagen nach vielen Monaten erstmalig wieder bei >9,0 Ct/kWh und erzeugten eine Unruhe. Die Angst vor weiteren Erhöhungen beflügelte wiederum einzelne Teilnehmer – früher als geplant – neue Verträge abzuschließen, was sehr wohl auch als künstliche Nachfrage gedeutet werden kann.
Die Kontraktpreise:
Kontrakt Mai: im Durchschnitt 6,482 Ct/kWh
Kontrakt Juni: im Durchschnitt 7,135 Ct/kWh
Kontrakt +3 Monate: im Durchschnitt 7,589 Ct/kWh
Autor: Dimitrios Koranis
Dieser Beitrag erschien am 10.06.2024 bei KI Web (Kunststoff-Information)