Corona verändert die Welt
oder
wie eine Einkaufsberatung für das Kunststoffgewerbe plötzlich zum wichtigen Lieferanten für Corona-Schutzausrüstungen wurde
März 2020: die Weltwirtschaft hat geschlossen wegen Corona. Vieles gerät komplett aus den Fugen. Ein guter Freund aus einem deutschen Universitätsklinikum kommt mit einer – für uns außergewöhnlichen – Anfrage auf uns zu:
Die Apotheke des Klinikums hat in größeren Mengen Desinfektionsmittel hergestellt. Leider hatten sie aber gleichzeitig keine Kleingefäße zur Abfüllung und Verteilung mehr vorrätig. Der Markt war wie leergefegt. Etablierte Lieferanten von Sterilium hatten zwar noch Kunststofflaschen, mochten diese aber wie gewohnt nur gefüllt ausliefern. Die Sorge, sich den eigenen Markt kaputt zu machen, war zu groß.
Schnelligkeit zählt
Kurzerhand aktivierten wir zusammen mit unserem befreundeten Geschäftspartner Arno Rogalla (www.rogalla-consulting.com) unsere jeweiligen Netzwerke. Innerhalb von 24 Stunden hatten wir die gewünschten medizinischen Kunststofflaschen bereit und konnten liefern! Der Kunde war begeistert und fragte sofort nach, ob wir nicht auch Schutzmasken (FFP2) und Mund-Nasen-Schutz beschaffen könnten. Nach kurzer Überlegung, schließlich war das keinesfalls unser Kerngeschäft, machten wir uns auf die Suche nach passenden Lieferanten für die neue Warengruppe. Unser Firmenname ist schließlich nicht umsonst „Purchasing Solutions“.
Wir wurde sehr schnell fündig. Eine Chinesin, die in Deutschland studiert, im Bereich der Filtertechnik promoviert und nun seit einigen Jahren ein eigenes Business in Deutschland betreibt, war die ideale Partnerin. Sie hatte nicht nur die passenden Kontakte, sondern vor allem die fachliche Kompetenz und war bereits mit der Beschaffung von FFP2-Masken beschäftigt. Wir taten uns zusammen und ein kompetentes Team war geboren.
Zu dem Zeitpunkt wurde noch mit geringen Mengen gehandelt. Ein paar Zehntausend Masken wurden gebraucht. Die Ware hatte zwar gewisse Lieferzeiten, war und ist aber qualitativ hervorragend. Lieferketten und Zertifikate ließen sich mit der Fachexpertise nachvollziehen. Schließlich kamen die Masken von einem schon seit vielen Jahren am Markt etablierten chinesischen Hersteller.
Die Einkaufspreise waren zu dem Zeitpunkt schon unglaublich hoch. Sie wurden noch weiter nach oben getrieben, als ausländische Regierungen mit Anfragen und extrem hohen erzielbaren Preisen die chinesischen Hersteller überrannten. Ohne Not hat beispielsweise eine deutschsprachige Regierung einen Preis von 4,50 €/Stück geboten. Die Standardware (Platzhirsch: 3M) aus Vor-Corona-Zeiten war ohnehin nicht mehr verfügbar, da diese gezielt in die USA geleitet wurde. Von März bis Juni beherrschte China den europäischen Markt beinahe allein.
Erfolgreich durch Netzwerke
Wir fingen also an, die Ware unseren Netzwerken anzubieten, auch einem befreundeten Klinik-Professor von Arno. Die Freude darüber, dass überhaupt Ware verfügbar war und er seine Mitarbeiter endlich ordentlich schützen kann, war groß. Nachdem er allerdings die aktuellen Marktpreise der Masken sah, kündigte er unserem armen Arno die Freundschaft. Die Diskrepanz zwischen Vor-Corona-Preisen und den Preisen von Februar bis Mai war erheblich. Ärzten ist in der Regel die Kosten-Kette vom Hersteller (Chinese, der das 10-fache seines ursprünglichen Preises verlangte und bekam!!), über Flugfrachten mit nicht mehr standardmäßig verfügbaren Transportfliegern und Zwischenhändler bis zum Anwender natürlich nicht bewusst. Einkauf ist auch nicht die Kernkompetenz von Ärzten.
Zum Glück hat sich dieser Markt heute deutlich beruhigt. Unser Gesundheitssystem muss die Kosten schließlich auch langfristig tragen können. Und vielleicht lässt sich ja auch die Freundschaft zwischen dem Klinik-Professor und Arno wieder neu beleben.
Nun sind wir im Markt der PSA / PPE aktiv und können viel erzählen. In einer Woche berichten wir über „Glücksritter und Überlebenskünstler“.
Arno Rogalla & Dimitrios Koranis