Im Interview: 5 Fragen zu den PA-Verkaufsplänen von DuPont, Lanxess & Co
In der Januar-Ausgabe des Kunststoff-Information erläuterte Dimitrios Koranis seine Ansichten zum aktuellen Geschehen auf dem Polyamid-Markt. Ein Interview mit Chefredakteur Christian Preiser
KI: DuPont, DSM und Lanxess wollen ihre Polyamid-Geschäfte verkaufen
– warum?
Dimitrios Koranis: Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht. Dass sich gerade Konzerne immer wieder mal von einzelnen Geschäftsbereichen trennen, beobachten wir oft. Das ist normal. Ich halte es auch für wichtig und richtig, dass sich die Unternehmen regelmäßig neu auf ihr Kerngeschäft fokussieren.
Manchmal hat das wirtschaftliche Gründe, manchmal passiert es als strategische Bereinigung des Produktportfolios.
KI: Also keine Panikverkäufe angesichts einer taumelnden Autoindustrie?
Koranis: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Unternehmen wie Dupont, Lanxess oder DSM mit ihren großen Stabsabteilungen treffen ihre Entscheidungen nicht emotional oder aus dem Bauch heraus. Was vermutlich eine Rolle spielt, ist die aktuelle Situation: Krisenzeiten wie diese erhöhen die Bereitschaft zur Neuorientierung.
KI: Wieviel Kalkül steckt hinter den Ankündigungen?
Koranis: Möglicherweise wollten die Unternehmen mal auf den Busch klopfen und schauen, was passiert. Der Markt für Polyamid ist eng. Wenn sie da Verkaufsabsichten signalisieren, kann das die Preise noch weiter nach oben treiben.
KI: Wer könnte denn als Käufer in Frage kommen?
Koranis: Zunächst einmal definiert natürlich der Verkaufspreis den Kreis möglicher Käufer. Grundsätzlich kann ich mir aber eine ganze Reihe von Interessenten vorstellen: etwa Vorprodukthersteller, die ihre Wertschöpfung durch den Zukauf der PA-Erzeugung vorwärts integrieren wollen. Aber auch große Compoundeure könnten daran interessiert sein. Für sie wäre es eine Rückwärtsintegration. Last but not least wäre auch denkbar, dass ein bis dato vollkommen unbekannter Dritter seinen Hut in den Ring wirft. Besonders in Asien gibt es im Kunststoffsektor eine ganze Reihe von Unternehmen, die sich das finanziell spielend leisten können.
KI: Steht der Polyamid-Markt auch vor einer Konsolidierung?
Koranis: Das ist zumindest nicht auszuschließen. Bei anderen technischen Thermoplasten wie PBT haben wir genau das beobachtet. Dass allerdings eines von den drei genannten Unternehmen die PA-Aktivitäten der beiden anderen kauft und unter seinem Dach vereinigt, halte ich zwar nicht für sehr wahrscheinlich – aber auch nicht für völlig abwegig.
Dieses Interview erschien in der Kunststoff-Information vom 17. Januar 2022